Die Brennnessel, das unterschätzte Wunderkraut
Urtica dioica und Urtica urens
Beim Sammeln von Pflanzen ist sowie auch beim Sammeln von Pilzen Vorsicht geboten! Bei Unsicherheit lieber stehen lassen! Tiere haben ausserdem Vorrang. Bitte alle Pflanzen nur an Standorten sammeln, an denen reichlich vorhanden ist.
Wir kennen sie alle. Oft als Unkraut verteufelt und wegen ihrer Brennhaaren, ist die Brennnessel ein eher unbeliebtes Kraut. Die Brennnessel kann aber einiges mehr als nur brennen. Als Heilpflanze ist sie seit Jahrhunderten bekannt. Man unterscheidet zwei Arten der Brennnessel, die grosse Brennnessel (Urtica dioica) und die kleine Brennnessel (Urtica urens).
Bei beiden handelt es sich um mehrjährige, krautige Pflanzen. Während die kleine Form nur bis zu 60 cm hoch wird, kann die grosse Brennnessel bis zu 150 cm gross werden. Das wahrscheinlich offensichtlichste Merkmal ist das Brennen auf der Haut bei Berührung. Charakteristisch sind aber auch die gezackten und spitz zulaufenden Blättern. Der Stängel der Brennnessel zeichnet sich durch seine vier Kanten aus.
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass die Brennnessel Arthrose, Arthritis, Gicht, Prostatabeschwerden und Blasenprobleme lindern sowie entzündliche Darmerkrankungen positiv beeinflussen kann. Sie enthält neben den Vitaminen A und C auch Magnesium, Eisen, Kalcium, Silizium und weitere Mineralstoffe und Flavonoide. Eine Tinktur aus Brennnesseln wirkt auf Niere, Leber und Galle und soll damit dem Verdauungssystem helfen.
Der Brennnesseltee hilft zudem gegen Haarausfall, Schuppen und dünnes, glanzloses Haar. Giessen Sie dafür den lauwarmen Tee mit einem Schuss Apfelessig nach der Haarwäsche über Ihr Haar anstelle von Conditioner. Die Tinktur sollte, wenn möglich nicht ausgespült werden.
Brennnesseljauche im Garten ersetzt Kunstdünger und Pestizide. Die Brennnessel eignet sich ausserdem hervorragend als Lebensmittel – nicht nur aufgrund ihrer Fülle an Vitalstoffen, sondern auch wegen ihres fantastischen Geschmackes.
Man sammelt die Brennnessel und ihre Samen am besten, wenn es einige Tage sonnig und trocken war, um die Mittagszeit oder am frühen Nachmittag. Die Qualität ist dann umso besser und das Trocknen geht schneller und einfacher. Handschuhe und eine Schere sind eine gute Wahl. Zum Transport der Nesseln eignet sich ein Weidenkorb oder eine Stofftasche. Bitte keine Plastiktaschen!
Ob Tee, Spinat, Salat, Pesto oder Brennnesselsuppe, es gibt viele Möglichkeiten das Kraut zu verarbeiten.
Die einfachste Variante ist wahrscheinlich die Herstellung von Tee. Die frisch gepflückten Brennnesseln sollten kurz gewaschen und anschliessend kopfüber zum Trocknen aufgehängt werden. Beim Zubereiten des Tees sollten Sie unbedingt darauf achten, die Blätter mindestens zehn Minuten ziehen zu lassen, damit die guten Inhaltsstoffe in den Tee übergehen können.
Pesto
Zutaten für eine Portion:
- 100 g Brennnesseln
- 100 ml Olivenöl
- 100 g Pecorino oder Parmesan
- 50 g geröstete Pinienkerne
- 1 Zitrone
- 3 Knoblauchzehen
- Salz und Pfeffer
Zubereitung:
Die Brennnesseln kurz in kochendes Wasser halten oder mit kochendem Wasser überbrühen.
Die Pinienkerne in einer Pfanne kurz anrösten, bis sie sich bräunlich verfärben und beginnen zu duften.
Kerne, Käse, Öl, Brennnesseln, den Saft einer halben Zitrone und die Knoblauchzehen zusammenbringen und etwas Salz und Pfeffer hinzufügen.
Anschließend alles zusammen pürieren oder mixen.
In ein ausgekochtes Glas abgefüllt, sollte etwas Olivenöl oben auf das Pesto gegeben werden. So hält es sich länger.
Das Pesto schmeckt gut als Brotaufstrich oder zu Pasta. Den Parmesan oder Pecorino durch Feta zu ergänzen, bringt eine weitere spannende Note.
Spinat
Zutaten für 4 Portionen
- ca. 500 g frische Brennnesseltriebe, gewaschen
- 1 Zwiebel, fein gewürfelt
- 1⁄2 Glas Gemüsebrühe
- Salz, Pfeffer
- etwas Öl
- Optional: 2 EL Rahm oder Sauerrahm
Zubereitung:
In einem großen Topf die Zwiebel im Öl anschwitzen, mit der Brühe ablöschen und die Brennnesseln dazugeben. Bei geschlossenem Deckel ca. 10 min köcheln lassen und öfter umrühren bis alle Blätter zusammengefallen sind.
Würzen und mit dem Stabmixer fein pürieren. Nach Belieben mit Rahm verfeinern. Dazu passen Bratkartoffeln oder ein Spiegelei.
Viel Spass beim Ausprobieren!